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Haben Sie Ihren Website-Relaunch im Griff? Fallbeispiel SBB AG

Relaunch Falle

Eine Fallstudie des Relaunches der Website der SBB AG

Google Sichtbarkeit als Erfolgskriterium beim Relaunch

Einleitung

Design, User-Experience oder Barrierefreiheit sind unbestritten wichtige Faktoren, aber gleichzeitig proklamieren online Marketing-Verantwortliche gebetsmühlenartig die Relevanz von Traffic, Conversion, Klicks und Google-Platzierung. Ein Relaunch einer Website impliziert vom Wort her einen Neustart und lässt vermuten, dass die Leistung zunimmt. Im Fokus der Sichtbarkeit von Google wird jedoch schnell klar, dass in der Praxis meist das Gegenteil der Fall ist. Warum nehmen Website-Betreiber diesen Traffic-Verlust in Kauf? Wir gehen dieser Frage anhand von Fallbeispielen auf den Grund.

Disclaimer

Sämtliche in diesem Bericht vorhandenen Informationen stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen. Die Wabaduba GmbH verwendet für diesen Artikel keine Interna von Kundenmandaten. Die Wabaduba GmbH hat vor und während dem Verfassen dieses Berichtes keine Zusammenarbeit mit den erwähnten Unternehmen jedweder Art.

Fallbeispiel SBB AG – Relaunch www.sbb.ch

Die SBB AG stellte am 4. April 2017 die neue Website www.sbb.ch online. Das Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen (Gewinner des „Best of Swiss Web Award 2018“). Ein Jahr nach dem Go-Live der neuen Website hat die SBB 16.3% der Sichtbarkeit auf Google verloren (gemessen am Online Value Index der Xovi GmbH). Wie kann es sein, dass eine neue Website soviel an Sichtbarkeit auf Google einbüsst?

Was bedeutet der Online Value Index (OVI)?

Der Online Value Index (OVI) zeigt den tatsächlichen Wert einer Domain in der Suchmaschine Google (...). Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass sich die Berechnung des OVI aus zwei Klassen von Faktoren zusammensetzt:

  1. Die Qualität der rankenden Keywords
  2. Die Quantität der rankenden Keywords

(...) Daher zeigt der OVI, wie gut und wie oft eine Domain insgesamt zu allen Keywords und Keyword-Kombinationen platziert ist. Je "höher" also der OVI-Wert (...) ist, desto "besser" ist die Auffindbarkeit des Projektes in Google. (XOVI GmbH: „Online Value Index (OVI)“, unter: https://www.xovi.de/ovi/ (abgerufen am 07.04.2018).)

Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Sichtbarkeit auf Google vor und nach dem Relaunch der neuen Website der SBB AG. Wäre die Sichtbarkeit ein Aktienkurs, wären die Anleger wohl „not amused“. SBB Relaunch

Obwohl sich die Werte bis heute wieder einigermassen erholen, bleibt unter dem Strich ein deutlicher Verlust der Sichtbarkeit von aktuell über 16%.

Ist die Sichtbarkeit auf Google wichtig für die SBB AG?

Die Sichtbarkeit auf Google ist streng genommen nur dann wichtig, wenn über die Website Kunden angezogen werden sollen. Selbst wenn die SBB AG teilweise eine Monopolstellung hat, wie bspw. im Fernverkehr (Vgl. www.nzz.ch/schweiz/streit-mit-der-bls-sbb-haelt-an-monopol-auf-den-fernverkehrslinien-fest, aufgerufen am 19.04.2018) verkauft und konkurriert diese immer häufiger auch mit lokalen und regionalen Konkurrenten auf unterschiedlichsten Märkten. Online Verkäufe stiegen in der Schweiz 2016 um 8.3% auf 7.8 Milliarden Franken (Vgl. https://www.blick.ch/news/wirtschaft/schweizer-lieben-shoppen-im-netz-online-konsum-waechst-um-8-3-prozent-id6299342.html, aufgerufen am 19.04.2018).

Online Verkäufe sind und werden wichtiger, aber muss die SBB wirklich auf ihre Sichtbarkeit in Google achten? Ja, die Antwort ist darum so einfach, weil Kunden längst nicht immer direkt auf die Website eines Unternehmens zugreifen, um Produkte und Dienstleistungen zu kaufen. Seit langem müssen sich auch etablierte Unternehmen mit Konkurrenten auf Google-Suchergebnissen beweisen.

Gem. Statista.com (aufgerufen am 19.04.2018) suchten 2016 95% der Kunden in Deutschland mit Hilfe von Google nach Internetinhalten. Dieser Wert dürfte in Schweiz nur geringfügig abweichen.

Dass dies auch bei der SBB AG ein Thema ist, zeigt eine Analyse der Werbungen, welche die SBB AG bei Google kauft. Im April zahlen die SBB AG für 628 unterschiedliche Schlüsselbegriffe, damit Google Werbungen für die SBB AG schaltet, sobald jemand einen dieser 628 Begriffe in Google sucht. Auch Unternehmen wie die SBB AG kämpfen mit neuen Marktteilnehmern wie Flixbus, selbstfahrenden Autos und Billigflügen.

Was ist beim Relaunch von sbb.ch schief gelaufen?

Die SBB AG hat bei der Umstellung auf die neue Website vieles richtig gemacht. Die Optimierung für alle mobilen Clients, die Sicherstellung der Barrierefreiheit und nicht zuletzt die neue Struktur und die User Experience (Vielleicht abgesehen von der Navigation, welche die Inhalte bei Mouseover auf dem Desktop verdeckt) sind deutlich verbesserte Faktoren. Aber warum ist die Sichtbarkeit bei Google so viel schlechter als vor dem Relaunch im April 2017?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Die SBB AG könnte bewusst auf die Umleitung von externen Links verzichtet haben, um ihre Internetpräsenz besser mit dem Unternehmen abzugleichen.

Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass es auf Grund fehlender Ressourcen (Know-how, Personal, Zeit) bei der Umleitungsstrategie zu erheblichen Kompromissen kam.

Vereinfacht gesagt: Die SBB AG ist in ein neues, schönes, online Haus umgezogen, hat es aber unterlassen der digitalen Welt genau mitzuteilen, wohin sie umgezogen ist. Ganz so einfach ist es natürlich nicht, aber es trifft sinngemäss zumindest teilweise zu.

Sollte man eine bestehende Website aktualisieren oder doch besser eine neue aufbauen?

Websites veralten schnell. Um diese zu aktualisieren kann man entweder die bestehende Seite kontinuierlich und Schritt für Schritt verbessern oder die alte Website mit einer neuen Website komplett ersetzen (Vgl. Der klassische Ansatz zum Website Relaunch).

Die SBB AG hat sich wie viele andere Unternehmen für letztere Variante entschieden. Beide Varianten bergen Vor- und Nachteile. Die Variante „Neue Website“ ist riskant, da man Gefahr läuft, dass qualitativ guter Traffic der alten Website verloren geht.

Die Variante Schritt für Schritt die bestehende Website anzupassen klingt undurchführbar. Tausende veraltete Unterseiten, die inhaltlich nicht mehr aktuell sind, den neusten technischen Standards nicht mehr genügen und eine kaum überschaubare Struktur haben, scheinen ein unüberwindbarer Berg zu sein. Trotzdem birgt diese Variante viele Vorteile (VGL: So gelingt der Website Relaunch ).

Besonders bei der Variante die alte Website mit einer neuen Website zu ersetzen, ändert sich üblicherweise die Architektur und somit die internen Adressen einer Website.

Jede einzelne Unterseite einer Website verfügt über eine spezifische Adresse (URL). Eben diese Adresse wird verwendet, wenn eine externe Website einen Link auf eine Unterseite der SBB setzt. Ändert man die Architektur, ändert man auch die Adressen, aber man kann externe Links, welche auf die alten Adressen zeigen nicht direkt selber anpassen. Man kann mittels einer 301 Umleitung bestimmen, dass eine Person, die von einem externen Link kommt nicht auf einer Fehlerseite der Domain landet, sondern auf eine beliebige neue URL einer Website umgeleitet wird.

Wenn eine Person physisch umzieht und eine neue Adresse hat, braucht es in der Schweiz eine Postumleitung der Schweizerischen Post (Adressänderung). Dasselbe Prinzip gilt beim Neuaufbau einer neuen Website.

Wer es verpasst die alten Adressen korrekt auf die neuen umzuleiten, verliert wertvolle Backlinks, welche relevant für das Ranking in Google sind und somit die Sichtbarkeit einer Website massgebend negativ beeinflussen.

Beim Relaunch einer Website braucht es folglich eine Backlink Strategie.

Linkarten

Interne und externe Links: Die Verbindungen zwischen einzelnen Websites wird über die Verlinkung gesteuert. Links die verschiedene Domains verbinden sind externe Links. Links die auf die eigene Website verweisen, sind interne Links.

Backlinks vs. verweisende Links: Bei externen Links wird unterschieden zwischen Links die von fremden Websites auf die eigene Website zeigen (Externe Backlinks) und Links, die von der eigenen Website auf externe Website verlinken (Verweisende Links).

Externe Backlinks, welche viele Kunden auf relevante Inhalte weiterleiten, senden positive Signale an Google und wirken sich positiv auf das Ranking einzelner Keywords aus. Verliert man externe Links, verliert man auch einen positiven Rankingfaktor bei Google.

Unterschiedliche Backlink Strategien

Klassische html Backlinks sind unidirektional und werden bei einem Relaunch und somit einer einhergehenden „Adressänderung“ der einzelnen URLs nicht automatisch umgeleitet. Entsprechend muss man die Umleitung manuell einrichten und kann dabei auch unterschiedliche Varianten anwenden:

  1. Backlink wird bewusst oder unbewusst nicht umgeleitet: Wenn Inhalt nicht mehr angeboten wird, kann man entscheiden, dass User, welche einem Link folgen auf einer Fehlerseite landen. (Vgl. Bild 404 Fehlerseite der SBB AG).
  2. 404 Fehlerseite
  3. Der Link wird umgeleitet auf eine identische Seite mit neuer Adresse (301 Umleitung, permanent moved).
  4. Ein Link wird vorübergehend auf eine Adresse umgeleitet (302 Umleitung, Moved Temporarily).
  5. Ein Link wird mittels einer 301 Umleitung auf eine neue Unterseite weitergeleitet, deren Inhalt gar nicht oder nur teilweise mit dem alten Inhalt übereinstimmt.

Mit Ausnahme von Variante 2 und 3, gefährden Sie bei allen andere Varianten Ihre Sichtbarkeit bei Google einzubüssen.

Die Umleitung von Links ist wichtig für Websitebesucher. Die User-Experience leidet, wenn Kunden einem Link folgen und auf einer Fehlerseite landen. In der Praxis werden immer wieder 302 Umleitungen anstelle von 301 Umleitungen verwendet. 302 Umleitungen sind temporäre Lösungen (zeitlich befristet) und sollten nie im Zusammenhang mit einem Relaunch verwendet werden. (Vgl. Hinweis weiter unten bezüglich der Gleichbehandlung von 301 und 302 Umleitungen.)

Fallbeispiel einer Umleitung bei sbb.ch

Angenommen eine externe Website A setzte bevor die SBB die Umleitung aktiviert hatte einen externen Backlink auf folgende Seite der SBB AG: http://www.sbb.ch/freizeit-ferien/tagesausfluege/ideen-freizeit.html. Das Ziel von A war, dass seine eigenen Besucher so schnell wie möglich eine Ausflugsidee bei der SBB suchen können. (Vgl. nachfolgendes Bild, Ausflugsideen SBB AG im März 2017.) Umelitung vor dem Relaunch

Derselbe Link wird heute (mittels 302) umgeleitet auf eine neue Adresse. Die Kunden landen auf folgender URL der SBB AG: (https://www.sbb.ch/de/freizeit-ferien/ideen/angebot.html/tagesausflug/swissminiatur-melide) (Vgl. nachfolgendes Bild). Umleitung nach dem Relaunch

Positiv ist, dass alle externen Websites, welche wie A auf das Freizeitangebot der SBB verlinken, immer noch auf einem Tagesausflug der SBB landen. Die schlechte Nachricht ist, dass Kunden, die demselben Link nach der Umleitung folgen, eigentlich etwas anderes erwarten. Wahrscheinlich sind diese Websitebesucher dem Link gefolgt, um nach einem Tagesausflug bei der SBB zu suchen. Stattdessen finden sie nun direkt einen Vorschlag um nach Melida an die Swissminiatur zu reisen. Sicher ist, dass die vorliegende Umleitung in diesem Beispiel keine schlechte, aber auch nicht die perfekte Lösung ist.

Natürlich besteht die Möglichkeit, dass die SBB AG versucht das Angebot für Swissminiatur in Melida zu pushen und darum die Kunden auf diese Seite leitet. Wenn dies aber mittels Umleitung gemacht wird, verwirrt man potenzielle Kunden, die wiederrum negative Signale an Google senden.

Wie in diesem Beispiel klar wird, muss die Umleitung immer ein zentrales Thema sein und zum anderen muss pro „Adresse“ genau überlegt werden, wohin die Internetbesucher von existierenden und wertvollen externen Backlinks geleitet werden.

Was sich einfach anhört, wird anscheinend zu einer fast unmöglichen Aufgabe, sobald man sich mit hunderten oder tausenden umzuleitenden Adressen beschäftigen muss. Bei der Grösse der Website der SBB AG, ist dies sicher eine Herkulesaufgabe.

Die SBB AG ist aber bei weitem nicht die einzige Unternehmen die nach einem Relaunch mit erheblichem Sichtbarkeitsverlust zu kämpfen hat. Viele argumentieren, dass dieses Problem immer noch nachgelagert gelöst werden kann. Wieso und wie man die Umleitung richtig macht, erfahren Sie weiter unten. Nun aber noch 2 Beispiele, die den Sichtbarkeitsverlust der SBB AG relativieren.

Fallbeispiel Post

Auch die Schweizerische Post (https://www.post.ch/de) ist in die Relaunch-Falle getappt. In der nachfolgenden Grafik ist die Sichtbarkeit der Website www.post.ch vor und nach dem Relaunch illustriert. Wie zu sehen ist, verliert die Website innerhalb kürzester Zeit über 50% an Sichtbarkeit auf google.ch. Relaunch Scjweizerische Post

Die Post hat es bis heute nicht geschafft die Sichtbarkeit wieder auf den Stand zu bringen, welcher die alte Website vor dem Relaunch hatte. Ein Ausführlicher Bericht zur Seite der Schweizerischen Post finden Sie unter dem folgenden Link: https://www.sistrix.de/news/post-ch-und-der-muehsame-kampf-um-verlorene-sichtbarkeit/.

Fallbeispiel fressnapf.ch

Dasselbe Schicksal traf die Website https://www.fressnapf.ch/de/. Die Seite verlor innerhalb von wenigen Tagen über 90% der Sichtbarkeit auf Google. Relaunhc Fressnapf

Grundregeln der Umleitung beim Relaunch

Wie man von Kunden gefunden wird (Inbound Marketing) wird fälschlicherweise meist erst kurz vor Projektabschluss oder schlimmer, nach dem Go-Live einer Website thematisiert. Dieser konzeptionelle Fehler wird klar, sobald man die 2 grundlegenden Regeln eine Umleitung betrachtet:

  1. Jede Seite mit 301 umleiten.
  2. Jede umgeleitete Seite, sollte auf einer inhaltlich identischen oder vergleichbaren Seite landen.

Besonders Regel 2 impliziert, dass die Architektur einer neuen Website die alten Inhalte einer Website berücksichtigen muss. Wer versucht nach dem Aufbau einer Website alte Inhalte auf neue Inhalte zu adressieren, wird schnell erkennen, dass dies äusserst schwierig ist und Kompromisse zulasten der Sichtbarkeit eingehen müssen.

Hinweis: Seit 2016 werden gem. unterschiedlichen Quellen (Vgl. https://moz.com/blog/301-redirection-rules-for-seo) 301 und 302 Umleitungen von Google identisch behandelt. Wir empfehlen immer noch ausschliesslich mit der 301 Umleitung bei einem Relaunch zu arbeiten, weil:

  1. Google erzählt nicht immer die volle Wahrheit bezüglich Rankingfaktoren.
  2. Andere Soziale-Medien interpretieren Links wahrscheinlich immer noch gem. ihrem ursprünglichen Sinn und Zweck (301 permanent, 302 temporär).

Noch schlechter als Kompromisse vor dem Go-Live einzugehen ist, nachdem die neue Website live ist, das Thema Umleitung anzugehen.

301 Umleitung nach dem Relaunch

Technisch gesehen kann man externe Links auch Wochen oder Monate nach dem Go-Live mittels 301 Umleitungen wieder „reparieren“. Jede Website wird von Google mittels Googlebots regelmässig indexiert. Abhängig von unterschiedlichsten Rankingfaktoren werden auf der Grundlage dieser Daten bei der Eingabe einer Suchanfrage auf Google die Search Engine Result Page (SERP) oder einfach Suchresultate, von Google ausgeliefert. Auch Google kann ohne Umleitung einer alten Website, die nicht mehr online ist, nicht wissen wohin die alte Adresse eines Links neu umgeleitet werden soll. Die Konsequenz ist: Google erhält keine positiven Signale mehr.

Mit einer ausgearbeiteten Umleitungsstrategie vor dem Go-Live wird auch Google von Anfang an, oder sobald alles neu indexiert ist, verstehen, dass die alte Seite nicht mehr existiert, aber dafür ein Ersatz an einem anderen Ort zu finden ist. Wenn die Umleitung funktioniert und die Website-Besucher das finden was sie erwarten, werden weiterhin positive Signale an Google gesendet und so die Sichtbarkeit nicht negativ beeinflusst.

Ja, Umleitungen nach dem Go-Live wirken immer noch, allerdings wurde in der Zwischenzeit, bis die neue Umleitung von Google aufgenommen worden ist, bereits Schaden verursacht und ist entsprechend nicht zu empfehlen. Zudem wird es immer schwieriger werden alte, externe Links auf neuen Inhalt umzuleiten, weil die Inhalte der alten Website kaum noch einen Webmaster nachdem Relaunch interessiert.

Kann ein Sichtbarkeitsverlust bei einem Relaunch vermieden werden?

Nein, ein Sichtbarkeitsverlust wird mit einem Relaunch aus heutiger Sicht immer einhergehen. Praktisch jede neue Website weist eine neue Architektur und Technologie aus, welche erst von Googlebots gecrawlt und verstanden werden muss. Der Sichtbarkeitsverlust sollte sich aber nach 3-4 Wochen wieder einigermassen stabilisieren und nicht tiefer als 5% bis 7% (vgl. https://linchpinseo.com/why-your-traffic-dropped-after-your-website-redesign/, abgerufen am 12.04.2018) sein.

Das richtige Vorgehen bei einem Relaunch

Der Prozess oder das Projekt eines Relaunches einer Website sollte möglichst folgende Punkte berücksichtigen.

  1. Analysieren Sie den Traffic der alten Website um genaue Aussagen treffen zu können, welcher Inhalt für den Traffic der Website hoch relevant ist.
  2. In einem zweiten Schritt müssen die Ziele der neuen Website in Relation zur Konkurrenz und der vorhandenen Ressourcen definiert werden.
  3. Sobald die Marktsituation und Zieldefinition bekannt ist, muss die Website-Architektur kreiert werden. Diese beeinflusst den Benutzerfluss und ist somit für die Zielerreichung einer Website relevant.
  4. Im Anschluss erfolgt die Zielkundenanalyse. Was und wie suchen potenzielle Kunden der neuen Website?
  5. Mit diesem Wissen werden die einzelnen Unterseiten einer Website nach Landing Pages (Seiten die Kunden anziehen sollen) und non-Landing Pages (Informationsseiten) aufgeteilt.
  6. Landing Pages müssen genau auf das Suchverhalten der Kunden ausgerichtet werden, um die Sichtbarkeit bei Google zu maximieren.
  7. Erst jetzt beginnt der Aufbau des Contents. Üblicherweise erfolgt dies mit einem Content-Team, welches oft direkt im Backend eines CMS arbeitet. Nebst dem Tag-Management muss das Content-Team bezüglich Struktur und Gestaltung des Inhaltes genaue Vorschriften befolgen. Der Segen von CMS-Tools liegt in der dezentralen Verwaltung. Der Fluch liegt in der dezentralen Kompetenz pro Mitarbeiter und in der Blindheit, welcher Inhalt mit welchem Code übersetzt wird. Eben dieser Code ist für Google das einzig relevante Beurteilungskriterium über den Inhalt und Aufbau einer Website.
  8. Hochrelevante Inhalte mit viel Traffic müssen auf die neue Website umgeleitet werden (Umleitungsstrategie).
  9. Nachdem Aufbau der Seite und vor dem Go-Live muss die Seite insgesamt analysiert werden (Pagespeed, Tags, Struktur...etc.). Hierbei sollte eine umfassende Fehleranalyse helfen die Website weiter zu optimieren.
  10. Nachdem Go-Live muss der Traffic analysiert werden und Feinanpassungen am Inhalt und am Benutzerfluss vorgenommen werden, um die Conversion für bestimmte Ziele zu optimieren und die Sichtbarkeit bei Google zu maximieren.
  11. In regelmässigen Abständen müssen die Konkurrenten analysiert werden und Massnahmen initialisiert, um Rankings zu halten oder weiter ausbauen zu können.

Fazit

Der Relaunch einer Website birgt Gefahr wertvolle und über Jahre aufgebaute Sichtbarkeit bei Google innert wenigen Tagen einzubüssen. Das Thema Umleitungsstrategie wird in Projekten häufig isoliert oder nachgelagert angegangen, was zu grossem Schaden beim Traffic führt.

Das Thema Inbound Marketing gehört bei allen Projekten, die einen Relaunch der eigenen Website verfolgen, zwingend auf die Agenda. Was Google nicht findet, existiert auf Google auch nicht.

Die Sichtbarkeit bei Google beeinflusst direkt den Umsatz und die Marktpräsenz. Eine schlechte Umleitungsstrategie sollte sich kein Unternehmen leisten. Der Grund, dass dieses Thema viel zu wenig diskutiert wird ist einfach. Vermutlich fragen Auftraggeber nicht nach der Sichtbarkeit vor und nach dem Relaunch, sondern beurteilen eher das Design und die User Experience. Auftragnehmer konzentrieren sich wahrscheinlich bei der Auswahl der Projektpartner eher auf Themen wie die Projektkomplexität oder das Design und CMS und realisieren erst, dass sie am falschen Ort gespart haben, wenn es bereits fast zu spät ist.

In Anbetracht dessen, dass in der Schweiz 2016 allein für Suchmaschinenwerbung über 500 Millionen CHF (vgl. https://blog.xeit.ch/2016/10/ausgaben-fuer-digitale-werbung-in-der-schweiz/, abgerufen am 16.04.2018) ausgegeben wurde, erscheint es doch eher verschwenderisch die Sichtbarkeit auf Google zu vernachlässigen. In Zahlen lässt sich dies wie folgt ausdrücken: Um die aktuelle Sichtbarkeit bei Google.ch mit Google Adwords (Anzeigen) zu erreichen, müsste die SBB AG monatlich rund 130'000 CHF oder jährlich über 1.5 Millionen Franken ausgeben (Quelle Xovi.de Rankingvalue am 11.04.2018, auf www.google.ch). Google Sichtbarkeit kostet folglich viel Geld, besonders wenn man diese verliert und nur mit Werbung kurzfristig wieder herstellen kann.

Viele Praxisbeispiele wie dies der Website der SBB AG zeigen, dass besonders grosse Unternehmen immer wieder in diese Falle treten. Die SBB AG hat über 16% der Sichtbarkeit bei Google eingebüsst, die Schweizerische Post ca. 50% und fressnapf.ch 90%. Selbst kleinste Versäumnisse bei diesem Thema kosten Unternehmen viel Geld. Selbstverständlich kann man auch argumentieren, dass Unternehmen wie die SBB AG oder die Schweizerische Post es nicht nötig haben, sich um die Sichtbarkeit bei Google zu kümmern und einen Verlust von 16% resp. 50% ohne weiteres hinnehmen können.

Trotzdem überrascht es, dass die Webseite der SBB AG bei den „Best of Swiss Web Award 2018“ als bestes Webprojekt des Jahres gekürt wurde, obwohl die Sichtbarkeit bei Google um über 16% einbrach (vgl. https://www.computerworld.ch/business/wettbewerb/relaunch-sbbch-webprojekt-jahres-1531025.html, abgerufen am 19.04.2018).

Wir gratulieren der SBB AG zu diesem Preis und der tollen Website, fragen uns aber trotzdem, warum Sichtbarkeit bei Google kein grösseres Thema in der Branche ist. Falls Sie selber einen Relaunch einer Website planen und Hilfe brauchen, wir können helfen

Was glauben Sie, liegen wir richtig oder falsch? Schreiben Sie uns einen Kommentar.

Autor: Adrian Schneider, Co-Founder und Senior Consultant, Wabaduba GmbH

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Adrian Schneider
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